Der linke Komplex

„Dagegen sein“ ist eine Identitätsfrage

Eigentlich könnte man die heutige Demonstration am Brandenburger Tor so stehen lassen. Man ging auf die Straße für den Frieden in der Ukraine und für die Aufnahme von Verhandlungen.

Ein paar Meter weiter stand ein ausgebrannter Kampfpanzer der Russen vor deren Botschaft. Aber so weit reichte das Auge der Demonstranten nicht, sonst hätte man vielleicht erkennen können, dass das richtige Panzer sind, die da seit einem Jahr Richtung Westen rollen. Man könnte auch erkennen, dass die Panzer nur mit Gewalt gestoppt werden konnten, wie eben dieser, der jetzt „Unter den Linden“ steht.

„Sie haben Angst vor uns,“ sagte Wagenknecht, die zusammen mit Alice Schwarzer als Initiatorin der Demo auftrat und meinte damit nicht die Aggressoren, sondern die Bundesregierung. Darauf sind sie stolz. Wie verdreht!

Die beiden Frauen hatten auch schon gemeinsam den offenen Protestbrief an die Bundesregierung verfasst, der sich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine richtet.

Eine stark neurotische Tönung bekommen diese Forderungen allerdings dadurch, dass Putin wohl kaum ein Verhandlungsangebot unterhalb der Kapitulationsschwelle der Ukraine akzeptieren würde. So rang sich auch Schwarzer zu der Einschätzung durch, dass Verhandlungen nur sinnvoll wären, wenn die Russen anfangen würden, sich aus der Ukraine zurückzuziehen. Danach sieht es nun wirklich nicht aus. Die Prämisse hat etwas von Wunschdenken. Die Waffenlieferungen an die Ukraine will Schwarzer aber so oder so gestoppt sehen. Also, wie nun? Die Russen ziehen sich zurück und die Ukraine kapituliert gleichzeitig, weil ihr die Waffen ausgehen? Geht es noch widersprüchlicher?

Es ist, wie immer sehr unausgereift, wenn die Linken irgendwo dagegen sind. Sie legitimieren sich mit ihren Argumenten nie realpolitisch, sondern immer moralisch und vergessen dabei Realität und Moral zusammen zu bringen. Ein neurotischer  Konflikt. Entsprechend ist der Teil der Linken, der realpolitisch orientiert ist, in diesem Falle böse, was auch die Grünen umfasst, die sich in diesem Krieg eindeutig positioniert haben. Vermutlich tut es ihnen weh, zu hören, dass man sich von Grünen und SPD nicht mehr vertreten fühlt, namentlich von Baerbock und dem Kanzler, aber auch von Robert Habeck, der die heutige Demonstration als „Irreführung der Bevölkerung“ bezeichnet.

Das ist es wohl auch. Vor allem aber ist es neurotisch, in der Politik mit Wunschdenken einem Diktator die Stirn bieten zu wollen. Genau das wollen die beiden Frauen, die damit tatsächlich typisch links sind und keinesfalls rechts, wie einige Medien immer wieder suggerieren wollen. Das ist auch neurotisch. Die typisch linke Idiotie, wenn sie gerade überschäumt, wird nach rechts verschoben, wenn zufällig ein paar AfD-Leute anwesend sind. So kann man die linke Neurose noch ein wenig aufrechterhalten.

Die Identität der Linken beruht nun einmal auf dem Protest gegen den bürgerlichen und realpolitisch orientierten Teil der Gesellschaft. Das war auch heute so. Das war auch so, in den Achtzigern zu Zeiten der Friedensbewegung und es war in den sechziger und siebziger Jahren so, als sich die linke Subkultur entwickelte, die man auch gern als Protestgeneration bezeichnet.

Warum viele Linke so hartnäckig daran festhalten, ist auch klar.

Linke sind in der Regel mit einem fühlenden Denken unterwegs, in dem sie ihr moralisches Richtigkeitsgefühl mit einer rationalisierenden Argumentation in Einklang bringen. Natürlich nicht wirklich, weil die unerträgliche moralische Belastung, dass Hunderttausende in der Ukraine sterben, weil das Land angegriffen wurde, sich nicht dadurch aufheben lässt, dass man einem aggressiven Diktator das Feld räumt.

Der Widerspruch ist so eklatant, dass Politiker mit anderer und realistischerer Meinung zu Hassfiguren aufgebaut werden müssen, um den eigenen Irrtum einigermaßen zu kaschieren. Emotion statt Verstand. Ein typisches Merkmal des linken Komplexes.

Die Tatsache, dass es nun ausgerechnet zwei Frauen sind, die ihr neurotisches Dilemma derartig aggressiv ausleben, sollte man nicht zu hoch hängen. Es gibt auch massenweise irrationale, linke Männer.

Die linke Intelligenz, die man zumindest Sarah Wagenknecht zubilligen muss, wird leider damit verpulvert, über den eigenen Grundirrtum hinweg zu diskutieren. Es ist eindeutig, dass die Welt sich nicht nach moralischen Prinzipien richtet, wenn es um Macht geht. Leider geht es überall um Macht, auch bei den Linken, die einen neuen moralischen Menschentypen erschaffen wollen, der kein natürliches Geschlecht und keine Polaritäten mehr kennt, dafür aber allen realen Unterschieden in der Welt mit hilfloser Wut begegnet.

Hier würde den Linken vielleicht eines helfen, was man sonst Menschen mit starken Persönlichkeitsstörungen empfiehlt. „Radikale Akzeptanz“ der Welt, wie sie ist und des Menschen, wie er ist. Nur auf dieser Grundlage gibt es wirksame Konzepte, die zum Besseren führen. Darin aber haben die Linken in den letzten einhundert Jahren ordentlich versagt. Eine Änderung ist nicht in Sicht. Die Neurose hat sich längst eingeschliffen und wird bei den Linken zum eigentlich Gegenstand der Politik, weit ab von jeder Realität.

spaulsen

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