Julian Assange frei – kein Sieg für die Pressefreiheit!

Sönke Paulsen, Berlin

„Ein Sieg für die Pressefreiheit,“ jubeln die Medien, die Politik gibt sich erleichtert. Die Tagesschau spricht von 14 Jahren einer „juristischen Odyssee. In Wahrheit war es politische Verfolgung durch die USA. Nur einzelne, sehr kritische Journalisten, wie der 2018 in der Türkei inhaftierte Journalist Denis Yücel, sprechen von einer „Bedrohung für den investigativen Journalismus“ und haben recht.

Der Deal der US-Justiz, der weder durch Einwirken der Medien auf die US-Regierung noch durch ein Bekenntnis für die Pressefreiheit seitens der US-Administration zustande kam, sondern durch „stille Diplomatie“ zwischen Australien und den USA, ist eine nachträgliche Rechtfertigung der jahrelangen Verfolgung des Wikileaks-Gründers.

Assange muss sich schuldig bekennen, nach dem Espionage-Act aus den dreißiger Jahren, zumindest in einem Fall Militärgeheimnisse an sich gebracht und verbreitet zu haben. Dann wird er zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, die er in London bereits abgesessen hätte und wäre ein freier Mann.

Man wird sehen.

Von den USA war auch nichts anderes zu erwarten. Ihre eigenen Kriegsverbrechen hat sie noch nie verfolgt. Wer tut das schon. Aber kritische Journalisten und Whistleblower werden in der Regel maximal eingeschüchtert und verfolgt. Übrigens auch kritische Regierungen, wie die Bundesregierung zu Zeiten des Kanzleramtsberaters Egon Bahr. Der berichtete, dass man in Washington schnell mit Erpressung bei der Hand war, wenn die Deutschen mal nicht so wollten.

Egal.

Fest steht, dass die Medien, gerade die linken Medien über Jahre eine fiese und schädigende Demontage der Person Julian Assange betrieben haben, von der sie heute nichts mehr wissen wollen. Die weltweite Solidarität ist den deutschen Journalisten von Spiegel, Zeit, SZ und öffentlich rechtlichen Sendern dann doch etwas zu groß geworden. Die linke Lust an der Denunziation wurde auf diese Weise in Europa begrenzt, wenn auch nicht aufgehoben.

Denn sogar heute jubeln diese „Meinungsführer“, nur über den angeblichen Sieg der Pressefreiheit und nicht über einen Sieg von Julian Assange, der standhaft geblieben ist. Kein Sieg im Kampf um freien Zugang zu öffentlich relevanten Daten, der zur Gründung von Wikileaks führte, ist heute in irgendeindem etablierten Medium ein Thema.

Will sagen – die linksgefilterten Meinungsführer der deutschen Journalie haben immer noch den konsequenten Datenanarchisten und angeblichen Narzissten, Julian Assange, als Feindbild und kämpfen letztlich verdeckt weiter: Gegen Assange und Wikileaks.

Verwunderlich ist das nicht. Die Linken, gerade die Bourgoisen, aber auch die Radikalen, hatten es noch nie mit der Wahrheit. Die wurde immer so gedreht, wie sie in die augenblickliche Ideologie passte. Das reichte vom Schweinsystem zur links-geläuterten Postmoderne, die angeblich Werte zu verteidigen habe.

Deshalb haben wir auch heute keine investigativen Journalismus mehr, den Yücel in seinem Kommentar für „die Welt“ ansprach. Wir haben nur noch den sogenannten Haltungsjournalismus, dessen Aufgabe es ist, den Lesern die ideologisch korrekte Position zu dieser und jener Affäre zu vermitteln und nicht die Wahrheit.

Die Wahrheit von Assange und Wikileaks war dem linksgedrehten westlichen Journalisten einfach viel zu wahr und damit nicht kommunizierbar. Massive Kritik an Verbrechen der Amerikaner führte in Deutschland für jeden zu einem beispiellosen Karriereeinbruch und so blieb der transatlantische Maulkorb, egal ob es um Kritik an den Brandstiftungen in der arabischen Welt oder in Osteuropa ging oder um den Brüsselstaat oder um die verordnete Migration oder die Klimadramaturgie der Grünen, erhalten. Nationale Töne wurden bis zur Verächtlichmachung der deutschen Flagge auf Veranstaltungen bekämpft und ein Nanny-Staat, der den deutschen Bettruhe verordnete (insbesondere während der Corona-Pandemie), all das durfte nicht kritisiert werden und wurde vom Haltungsjournalismus abgebügelt, diskrediert und sogar regelrecht verfolgt!

Assange ist in Wahrheit für diese linke Meinungsindustrie das Feindbild Nummer 1. Nur dass sie auch darüber inzwischen hinweglügen müssen.

Es ist also kein großer Tag für die Pressefreiheit, sondern die stille Beendigung eines menschlichen Dramas, von dem die Medien nur aus den Medien erfahren haben. Sie selbst sind in ihrem heruntergekommenen Zustand weder willens noch in der Lage gewesen, etwas für Assange zu tun. Zu sehr haben sie darauf geachtet, in einem repressiven Meinungsklima auf Linie zu bleiben.

Ein trauriger Tag für die Pressefreiheit.

spaulsen

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