Sönke Paulsen, Berlin
Wie dement sind Biden und Trump? Oder ist die Frage falsch gestellt?
Derzeit sind die Medien voll von Bedenken wegend des Geisteszustandes des amerikanischen Präsidenten. Nach der Art, wie der amerikanische Wahlkampf geführt wird, kann man allerdings auch als gesunder Älterer mal durcheinander kommen. Wie so oft ist die Wahrheit in der Medien mal wieder nebensächlich, was zählt, ist das Ergebnis einer Diskreditierungskampagne gegen den 81-jährigen, die wir vor ein paar Jahren auch bei seinem jüngeren Vorgänger, Donald Trump, gesehen haben. Damals wurde Trumps Geisteszustand gezielt in Zweifel gezogen (der Zweck heiligt die Mittel) und er selbst hat sich nach der gleichen Maxime gewährt. Er unterzog sich einem Demenztest und erzielte 30 von 30 Punkten, also einhundert Prozent.
Für jeden Medizinier ist klar, um welchen Demenztest es sich gehandelt haben muss. Es gibt nur einen mit 30 Punkten, den man in fünf Minuten erledigen kann. Es ist kein Früherkennungstest, sondern ein Verlaufstest, der wenig sensibel ist. Seine Name ist Mini-Mental-State-Examen. Man kann dort mit Fragen nach dem heutigen Datum und dem Behalten von drei Begriffen brillieren. Etwas weniger vielleicht, als man von einem US-Präsidenten erwarten würde.
Damit kommen wir auch gleich zum Kern der Debatte, der Frage, was man von einem US-Präsidenten kognitiv zu erwarten hat. Seit Bush, vielleicht auch schon seit Reagan wissen wir näherungsweise, dass die kognitiven Leistungen in einem solchen Amt keinesfalls höher ausfallen, als an einer mittelguten Fachhochschule. Entscheidend für die Leistungen eines Präsidenten ist sein Team!
Genau hier, kann sich jeder selbst eine Meinung bilden, wenn er etwas tiefer einsteigt. Denn Biden ist ganz klar ein Teamplayer und entscheidet nichts allein. Kamala Harris, die selbst bei einer Präsidentenwahl auf etwa 39% Zustimmung kommen würde, betont das immer wieder. Die Regierungsarbeit Bidens lässt das auch erkennen. Zuletzt, als er mit Mühen die Blockade der Republikaner für die Ukraine-Hilfe, bzw. eigentlich für den gesamten amerikanischen Staatshaushalt in den Griff bekam. Das war eindeutig eine Teamleistung.
Donald Trump ist nicht gerade als Teamplayer bekannt und wurde während seiner letzten Präsidentschaft mächtig zusammengestuzt. Von seinen bärbeissigen Mitkämpfern während der Wahl konnte er niemanden halten und musste am Ende ein ziemlich normales Team im Oval Office akzeptieren, während seine eigentlich Hardliner (beispielsweise Stephe Banon) zeitig gehen mussten. Es bleibt festzustellen, dass Trump ein krisengeschütteltes Team mit hoher Fluktuation hatte und vermutlich wieder haben wird. Er ist ein Ego-Shooter.
Biden dagegen hat während dieser Präsidentschaft ein stabiles und gemäßigtes Team gehabt, das ihn wohl auch weiter unterstützen würde.
Die besseren kognitiven Leistungen bringt in diesem Fall also Biden mit seinem Team ins Oval Office. Nur darauf kommt es an. Was die Medien schreiben, ist bullshit!