Von den Medien zum „Unmenschen“ gemacht und in Isolationshaft gefoltert. Alles Gute Zum Geburtstag – Julian Assange!

Sönke Paulsen, Berlin

Am 3. Juli wird Julian Assange fünfzig Jahre alt. Die letzten zehn Jahre davon, verbrachte er in Unfreiheit. Mehr als sieben Jahre in einem kleinen Zimmer in der Botschaft von Ecuador in London und danach als Häftling des Hochsicherheitsgefängnisses Belmarsh in London und zwar in Isolationshaft.

Julian Assange wird behandelt wie ein Terrorist, obwohl seine Auslieferung an die USA, wo ihm ein Prozess wegen Spionage gemacht werden soll, abgelehnt wurde. Er sitzt in einem besonderes isolierten Trakt ohne Kontakte, obwohl sein vergehen lediglich ein Verstoß gegen die Kautionsauflagen gewesen ist, weshalb er die Höchststrafe von achtzehn Monaten erhielt. Jetzt, nachdem er die Strafe abgesessen hat, wird er immer noch wie ein Terrorist inhaftiert, weil die USA ihn als Spion, als Kopf eines feindlichen Geheimdienstes sehen, der mit Russland kooperiert.

Ein Journalist wird zum Terroristen erklärt, weil er die Wahrheit veröffentlicht. Diese Taktik kennen wir aus der Türkei Erdogans und aus anderen autoritären Staaten, wie Belarus und China.

Das ganze findet aber, auf Wunsch der USA, in Großbritannien statt.

Obwohl Assange niemals ein Geheimdienstler war, in keinem Geheimdienst der Welt gearbeitet oder eine Ausbildung erhalten hat, obwohl Wikileaks keine Informationen verkauft, an feindliche Staaten übermittelt, sondern ausschließlich veröffentlicht, so dass jeder sie sehen und lesen und beurteilen kann, obwohl Assange ein Kämpfer für Transparenz ist und der Meinung ist, dass Frieden und echte Demokratie nur durch absolute Transparenz von Regierungshandeln entstehen kann, soll er ein Spion sein?

175 Jahre Haft, drohen ihm in den USA, 175 Jahre für einen radikalen Journalisten, dessen Informationen von der New York Times bis zum Spiegel, von der LeMonde bis zu El Pais, vom Guardian bis zur Prawda überall gedruckt wurden.

Was soll das bedeuten?

175 Jahre Haft in den USA für jeden, der Julian Assange im Kampf gegen Regierungen, die ihre Macht aus Geheimhaltung und exzessivem Gebrauch der Geheimdienste beziehen, unterstützt, ihm in seiner Einschätzung folgt, der selbst bereit ist, Transparenz zu erzwingen.

175 Jahre Haft für jeden der für Demokratie und Freiheit, Meinungsfreiheit, journalistische Freiheit und Bürgerrechte kämpft. 175 Jahre Haft nicht in Belarus, China oder Russland. 175 Jahre Haft in den USA, einem demokratischen Land, einem freiheitlichen Land, unterstützt von den Ländern der EU, die Assange ans Messer geliefert haben. Besondere „Verdienste“ erwarben sich hier Schweden, Deutschland und Frankreich!

Sollen wir das hinnehmen? Sollen wir einen Angriff aus der Mitte der demokratischen Länder auf Pressefreiheit, Transparenz, Recht auf Information hinnehmen?

Sollen wir hinnehmen, dass Julian Assange für diesen Kampf vorrausichtlich nicht nur schwere gesundheitliche und psychische Schäden davonträgt, sondern als Häftling an diesen Haftbedingungen jederzeit sterben kann.

Sollen wir hinnehmen, dass ein Mensch zerstört wurde, weil er für Wahrheit und Transparenz in der westlichen Welt kämpfte?

Wenn wir all das hinnehmen wollen, haben wir unsere Freiheit nicht verteidigt, sie verloren und nicht mehr verdient. Denn in Zeiten der scheinbar unbeschränkten Information durch das Internet müssen wir vor allem mit einem rechnen:

Staaten, Regierungen, Unternehmen und Geheimdienste wissen bald alles über uns und wir wissen nichts über sie. Damit ist die Grundformel einer totalitären, digitalen Diktatur beschrieben.

Wenn wir diesen Algorithmus der Mächtigen akzeptieren:

Dann wird die Welt keine freie Welt mehr sein, für niemanden, außer für diejenigen, die sich unserer Staaten bemächtigt haben. Denn nur die können wir wählen, andere sind chancenlos. Anderen fehlen die Medien, die Informationen und die Macht, sich wählen zu lassen.

Assange fallen lassen bedeutet sich selbst fallen lassen, seine Freunde, seine Familie, seine Kinder und alles, was unser Leben wertvoll macht, fallen zu lassen.

Der Angriff auf Julian Assange ist ein Angriff auf uns alle!

Sollten wir uns nicht wehren?

spaulsen

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