Sönke Paulsen, Berlin
Vierzehn Kilometer lang und zwischen ein und vier Kilometern breit. In dieser schmalen Landenge namens Gaza sind tausende von Kämpfern des Islamischen Staates untergetaucht. Insgesamt leben dort zweieinhalb Millionen Menschen.
Die aktuellen Bilder täuschen. Gaza ist eigentlich kein Slum mehr. Es ist oder war bis vor einer Woche eine florierende Enklave auf israelischem Staatsgebiet in die Finanzmittel aus aller Welt flossen. Es gibt dort mehrere Universitäten, saubere Straßen, Parks, gute Hotels, beste Restaurants und einen Strand auf der gesamten Länge der Enklave, der sauber und gepflegt ist. Fast schon ein Urlaubsparadies.
Wie konnte es also sein, dass die Barbaren sich diesen Landstreifen nicht nur als Rückzugsort, sondern auch als Plattform für ihren Angriff auf Israel unter den Nagel gerissen haben? Auf den ersten Blick erscheint es einfach. Die Hamas ist an der Regierung, sie hat sich 2007 in Gaza an die Macht geputscht. Die Bevölkerung hat sich nicht dagegen gewehrt, weil sie bereits 2006 bei den Wahlen 44 Prozent der Stimmen bekommen hatte und daraus einen Anspruch auf alleinige Vertretung des Gazastreifens ableitete. Seitdem hält sich die Hamas vor allem mit kriegerischen Handlungen an der Macht und hat sich nie wieder einer demokratischen Wahl gestellt.
Das ist die Grundlage für das zweite Verderben, dass hier betrachtet werden muss, die Radikalisierung der Hamas durch ISIS-Kämpfer.
Es gibt bis heute keine eindeutigen Belege dafür, dass IS-Kämpfer den Gaza-Streifen infiltriert haben, aber der aktuelle Angriff der Hamas trägt eindeutig die Handschrift des Islamischen Staates. Die menschenverachtende Brutalität, die Hassverbrechen gegen Frauen, die konsequente Ausrichtung des Angriffes als großes Selbstmordattentat und die absolute Todesverachtung der Kämpfer. Dazu kommt die Geiselmethode mit der zur Schau getragenen Lust am Quälen, Töten von Wehrlosen, Enthaupten und vor allem dem manischen Filmen all dieser Taten.
Das ist die psychopathische Handschrift des IS!
Angekündigt hatte der Islamische Staat die Übernahme des Gaza-Streifens. Vollmundig und überheblich hatte man der Hamas gedroht, sie zu beseitigen und den Kampf gegen Israel selbst in die Hand zu nehmen. Die Hamas hat in den letzten Jahren unzählige Verhaftungen vorgenommen, islamistische Extremisten in ihren Kellern gefoltert und getötet. Die Bevölkerung war massiv eingeschüchtert und zugleich scheinen die Extremisten mehr geworden zu sein. Die Hamas wollte ursprünglich nur Palästina befreien und Israel vernichten. Jetzt will sie, analog zum IS, einen Gottesstaat nach radikalmuslimischem Muster errichten.
Braucht man noch mehr Hinweise, um eine Unterwanderung Gazas durch den IS zu erkennen? Der israelische Geheimdienst, hat noch nicht einmal die Angriffe vorhergesehen, die nun über eintausend Israelis in wenigen Tagen das Leben kosteten. Es ist ein „Nineeleven“ Israels und die Geheimdienste wussten nichts. Auch das ein Hinweis, dass hier im falschen Lager gesucht wurde, die falschen Informanten gefragt wurden und die eigentliche Neuausrichtung der Hamas nach dem Muster des IS nicht erkannt wurde. Wo waren die Trainingslager, in denen all das vorbereitet wurde. Doch nicht in Gaza! Sie waren da, wo der IS seit Jahren aktiv ist, im Jemen, in Afrika, im Irak und in Afghanistan.
„Wir haben fünfzehn Mädchen und Teenager in einen Raum gesperrt und eine Handgranate hineingeworfen.“ So redet der IS.
Ein letzter Fakt sollte nicht übersehen werden.
Der Islamische Staat ist in den letzten Jahren massiv geschwächt und gedemütigt worden, das gleiche gilt für den politischen Arm der Hamas. Der IS hat seine Gebiete verloren und die Hamas wurde im arabischen Friedensprozess weitgehend ausgeklammert. Die Bösartigkeit des jetzigen Angriffes auf Israel lässt einiges an Demütigung erkennen, die sowohl dem IS, als auch der Hamas in den Knochen sitzt. Nun wollte man ein Exempel statuieren und zeigen dass man wieder da ist. Allerdings auch, dass nun eine neue Zeit des Terrors angebrochen ist, wie damals, als der IS seine ersten Erfolge feierte.
In der Summe dieser Betrachtungen ergibt sich ein Bild von einem erstarkten IS, der nun von Gaza aus operiert. Die Israelis könnten das begriffen haben und nun mit allem, was sie haben auf Gaza einschlagen. Eine große Tragik für die Menschen dort, die allerdings so dumm waren, die Extremisten der Hamas und des IS gewähren zu lassen.
Das Ende von Gaza?
Man möchte es fast glauben.
Gaza ist der Bauch der Barbarei geworden und hat zehntausende von Terroristen hervorgebracht.
Chapeau – ein wirklich guter Bericht. Regt zum nachdenken an. Vor allem das viele Geld das dort in den Gazastreifen fließt. Woher kommt das? Was wird in Gaza damit produziert? Dienstleistungen? Welcher Art? Pay back für das importierte Kapital? Oder wird dieses Kapital ausschließlich konsumiert? Wieviel % am BIP wird in Gaza produziert? Diese enormen Bildungseinrichtungen bewirken was? Export von Fachkräften für…? nach Deutschland? EU? Wer wohnt in diesen Hotels? Wer badet und sonnt sich am/im Mittelmeer? Ich habe noch nicht einmal auch nur eine Burkini-Badende im Internet gesehen. Ich weiß, dass das Meer fischreich ist; aber Fischerei vom Boot aus nicht möglich ist. Es klingt alles wie ein perpetuum mobile. Allerdings tippe ich auf ein riesiges Hamsterrad. Ausländische Steuerzahler machen auf Hamster und die Gaza-Bevölkerung lebt davon.