Corona: Gegen chinesische Methoden

Quarantäne: In ihrem Wohnhaus eingesperrt. Bewohner in Göttingen Juni, 2020.

Sönke Paulsen, Berlin

Corona will nicht verschwinden!

Wir haben bereits eine Gesellschaft, die in der Summe der Reglementierungen, die teilweise tief in den privaten Bereich eindringen, jede bekannte Diktatur in den Schatten stellt.

Mit freiheitsentziehenden Maßnahmen sollten wir daher besonders vorsichtig sein. Der Bogen ist inzwischen sehr schnell überspannt.

Eigentlich hatte ich gedacht, dass der Trend der aktiven Infizierten hierzulande weiter negativ bleibt. Aber je niedriger die Zahlen werden (derzeit noch fünf- bis sechstausend Erkrankte), desto mehr kehrt sich der Trend wieder um. Die Zahlen steigen an.

Es sieht so aus, als würde das Virus am Boden liegen, aber aus genau dieser Situation der Niederlage eine ungeahnte Kraft schöpfen, wie wir es beim Kampf von Filmhelden in Hollywood kennen.

Der Vergleich ist verfehlt, sicher!

Liegt es vielleicht daran, dass wir nie so genau hingeschaut haben, was aus einem Virus wird, wenn die ärgste Infektionswelle vorbei ist? Dann wäre es ja gut, weil wir dieses Mal mehr aus der Epidemie lernen können, als sonst.

Ob unser Land mehr lernt, ist allerdings noch nicht ausgemacht. Denn „viele Faktoren haben wir nicht einmal ansatzweise begriffen“, geben auch Medizinstatistiker zu bedenken.

Quarantäne ist katastrophal!

Katastrophal wird das tatsächlich, wenn sich das gesellschaftliche Klima dadurch so stark verschlechtern sollte, wie regionale Einzelfälle jetzt schon nahelegen. Einen kompletten Hochhauskomplex unter Quarantäne zu stellen ist eigentlich eine chinesische Maßnahme und wird bei uns zunehmend mit Randalen beantwortet. Die Leute, die davon betroffen sind, sehen den Sinn der Maßnahme nicht. Führt doch das Leben auf engstem Raum zu einer Ansteckungsgefahr, die weit höher ist, als ohne Quarantäne. Am Ende hat man einen Käfig voller kranker Ratten. Das ist zynisch ausgedrückt, aber so empfinden das die Betroffenen und versuchen der Quarantäne zu entkommen.

Die Effizienz der Tests, die wir haben, ist nicht besonders hoch. Die Fehlerquoten sind erheblich. Können wir überhaupt, unter diesen Bedingungen ruhigen Gewissens, Leute einsperren?

Diese Hotspots liegen fast immer im Bereich prekärer Lebensverhältnisse, wo viele Menschen beengt beieinander leben.

Wir haben jetzt Ende Juni. Im April sollten schon Antikörperstudien an den Start gehen, die repräsentativ ergründen, wie hoch der Anteil der Menschen ist, die wirklich mit dem CovSars-2 Virus infiziert wurden. Die Zahlen die hiernach ermitteln wurden, sind extrem niedrig und liegen im einstelligen Prozentbereich.

In Hotspots können die Zahlen schnell nach oben gehen, wie nicht nur Hochhaussiedlungen mit engen Strukturen von Großfamilien zeigen. Auch Fleischfabriken sind extrem virulente Hotspots, wie neuerlich der Fall Tönnies in Nordrhein-Westfalen zeigt. Ein Siebtel aller Mitarbeiter soll sich dort in kurzer Zeit infiziert haben. Das ist schon beunruhigend.

Können wir dadurch etwas über die Infektionsgefahren lernen?

Kälte, feuchte Luft und vielleicht auch das Fleisch könnten Faktoren sein, die das Virus unglaublich begünstigen. Aerosole mit Virenpartikeln darin, könnten bei kalter und feuchter Luft ohne viel Umluft stundenlang in Wolken stehen bleiben, durch die Mitarbeiter immer wieder hindurchlaufen.

Ob das Fleisch hier noch einen Nährboden bildet, ist nicht untersucht. In China ist es der Lachs, der auf dem Pekinger Großmarkt die neuerliche Infektionswelle mitverschuldet haben soll. Eins ist wahrscheinlich. Das Virus findet seine idealen Bedingungen offensichtlich dort, wo unverpackte Lebensmittel unter kühlen Bedingungen verarbeitet werden.

Man erinnert sich an die Legionellen-Epidemie, die wir in den achtziger Jahren hatten und die zu diversen tödlichen Lungenentzündungen geführt hat. Am Ende fand man heraus, dass sich die Legionellen in den Warmwasserleitungen unserer Mietshäuser vermehrt haben und viele Menschen sich beim Duschen und Baden infiziert hatten, als sie die Aerosole mit Legionellen einatmeten.

Ähnlich könnte es auch mit dem Corona Virus sein. Nur eben schlimmer, weil das wirklich nicht die einzige Infektionsart bei Covid19 ist.

Klar ist, dass wir weiter nach Hotspots suchen müssen. Mit validen und vernünftigen Instrumenten allerdings. Die Tests, die wir haben sind zu fehleranfällig und die Industrie reagiert nicht nachhaltig genug auf die Anforderung bessere Tests herauszubringen. Schon ist die Rede davon, dass Corona keine Perspektive mehr bietet, weil die Pandemie ohnehin in einem Jahr abgeklungen sei. Was wird dann aus dem Impfstoff? Die Privat-Publik-Partnership hat jetzt schon in Bezug auf die Entwicklung von Maßnahmen gegen Corona ihre Risse bekommen.

Der Staat ist dafür bekannt, dass er für spekulativ eingeführte Impfstoffe und Tests wirtschaftlich nicht garantiert. Das ist ein großes Problem. Denn bereits in der Flüchtlingskrise sprang der Staat für viele engagierte Helfer und Organisationen finanziell nicht mehr ein, als der Wind sich drehte. Der Staat ist leider ein sehr unzuverlässiger Partner geworden. Auch hier liegt der Hase im Pfeffer.

Eine Quarantäne ist ein sehr kurzfristiger und extrem repressiver Weg mit Hotspots umzugehen. Das kann Deutschland genauso effektiv wie China, wo Wohnungen in Wuhan, teilweise, vergittert wurden.

Der planmäßiges Aufbau eines Abwehrsystems gegen die Pandemie im Rahmen einer gesteuerten Privat-Public-Partnership fehlt aber.

Das macht den Staat unglaubwürdig und legitimiert indirekt Randale gegen die freiheitsentziehenden Maßnahmen, die dann verhängt werden. Ein schneller effektiver Test könnte solche Maßnahmen überflüssig machen.

Nur, wo bleibt der?

Solange die unteren Chargen unserer Gesellschaft hauptsächlich betroffen sind, wie es derzeit aussieht, wird er wohl nie kommen.

Dennoch sollten Regierungen gewarnt sein.

Wir haben bereits eine Gesellschaft, die in der Summe der Reglementierung, die tief in den privaten Bereich eindringen, jede bekannte Diktatur in den Schatten stellt. Mit freiheitsentziehenden Maßnahmen sollten wir daher besonders vorsichtig sein. Der Bogen ist inzwischen sehr schnell überspannt.

spaulsen

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