Was ist dran, an Putins Villa?

Putins Palast? Ein 18000 qm großes Schloss am Schwarzen Meer.


Es gab eine Zeit, da hatte Putin seinen persönlichen Besitz in einem Satz beschrieben. Eine Eigentumswohnung und zwei Autos.

Das ist für einen russischen Oligarchen entschieden zu wenig und so hat die Neugier der Opposition ein Thema, das immer neue Blüten treibt. Die letzte Blüte ist ein schlossartiges Anwesen am Schwarzen Meer, das für die Öffentlichkeit praktisch unzugänglich ist. Es muss von See her weiträumig umschifft werden und über dem Anwesen existiert eine Flugverbotszone.

Ähnlich wie bei den, fast vergessenen Panama-Papers taucht Putin als Eigentümer nirgendwo auf, wohl aber ein Geflecht von Personen, die mit ihm verwandt, bekannt oder befreundet sind. Auch der FSB, der russische Geheimdienst, wacht über die Mega-Villa, die unter anderem mit einem unterirdischen Eishockey-Feld ausgestattet ist.

Bei Eishockey müsste es eigentlich klingeln, was sich wohl auch Nawalny, Putins schärfster Gegner und gerade von einem Nowitschock-Anschlag genesen, gedacht hat. Seine Berichte über „Putins Anwesen“, wie er es darstellt, werden millionenfach angeklickt.

Erstmals ignoriert der russische Präsident diese Anschuldigungen nicht, sondern bezieht Stellung, streitet ab, dass irgendwas davon ihm gehöre. Gleichzeitig wird Nawalny mit ziemlich fadenscheiniger Begründung verhaftet.

Was ist also dran?

Die Villa wirkt wie gemacht für Putin, es gibt auch Weinberge, die der Präsident bekanntlich liebt, aber zugleich für die Person Wladimir Wladimirowitsch vollkommen unpassend.

Man kann Putin vorwerfen, was man will. Das Bild des genusssüchtigen Oligarchen, der mit seinen Reichtümern protzt, passt absolut nicht zu diesem Präsidenten. Die ganze Welt müsste ihre Vorstellung von der Persönlichkeit Putins revidieren, wenn das stimmen würde.

Das Anwesen wirkt eher wie ein Abschiedsgeschenk seiner Freunde, die Putin reich gemacht hat oder die in seiner Regierungszeit reich bleiben durften. Übertrieben, auf seine Hobbies abgestimmt, aber im Anspruch an seiner Persönlichkeit völlig vorbeiführend.

Putin ist machtbewusst, aber bescheiden. Er darf eine teure Uhr tragen und sich überall in Russland seine Abenteuerspielplätze suchen. Aber er würde niemals als klassischer Oligarch durchgehen, der über Geld Macht ausübt und sein Ego derart aufbläst.

Das soll keine Verteidigungsrede für Putin sein.

Es ist durchaus anzunehmen, dass Putin politische Morde an Oppositionellen und abtrünnigen Geheimdienstlern gebilligt, vielleicht sogar in Auftrag gegeben hat. Er zeigt Merkmale eines Paten, der vor keiner kriminellen Handlung zurückschrecken würde, die ihm sein Ehrenkodex erlaubt oder gar gebietet. Putin ist nur noch bedingt legal an der Macht, weil er seit Jahren die Opposition im Land unterdrücken lässt. Nawalny ist nur ein Beispiel.

Der Punkt ist nur, ob er dies tut, weil er es für notwendig hält oder weil er seine absolutistische Macht genießt? Das Gefühl der Notwendigkeit oder gar Zwangsläufigkeit begleitet extrem mächtige Politiker seit Langem. Auch Stalin hielt seine Morde für notwendig und gerechtfertigt, Hitler auch.

Würde das nicht reichen, um Putin ein für allemal zu entlarven?

In Russland nicht. Politische Morde werden dort seit Langem akzeptiert, so schlimm das ist. Ein Staatschef aber, der korrupt ist und sein Volk bestiehlt, wäre eine Katastrophe für alle Russen und das politische Ende für den Präsidenten, wenn ihm solche Vergehen nachgewiesen werden könnten.

Alles würden die Russen akzeptieren, aber das nicht! Boris Jelzin, dem diese Vergehen nachgewiesen wurden und der Putin inaugurierte, hätte sich vermutlich kaum länger halten können.

Nawalny hat also den Präsidenten sehr effektiv angegriffen und Putin sieht sich zu einer Verteidigung genötigt.

Der verstörende Punkt ist allerdings der, dass wenn Nawalny etwas zustößt (gemeint ist seine Ermordung durch die Staatsmacht) in Russland die Welt wieder in Ordnung wäre.

Selbst wenn dann die Hälfte der Russen Putin in Verdacht hätten, seinen Gegner beseitigt zu haben, würde auch mindestens die Hälfte der Russen denken, dass er wohl zu Unrecht der Korruption bezichtigt wurde und seine Ehre nur durch einen Mord wiederherstellen konnte.

Ein Unschuldsbeweis quasi. Vendetta auf russisch.

Sönke Paulsen, Berlin

spaulsen

4 Comments

  1. Schauen Sie doch mal auf SWPRS punkt org nach, woher der Film der angeblich den Palast zeigt stammt.
    Nawalny ist eine CIA-Marionette, die fingierte Vergiftungsstory eine False Flag Operation.
    Merkel, die auch diese Charade, wie auch damals die Skripal-Story, amtlich gefördert hat, hat sich einmal mehr als Marionette der CFR/CIA Gangster entlarvt.

    Nur der deutsche Lemming merkt das nicht.

    • Die Existenz dieses Palastes am beschriebenen Ort hat Putin doch gar nicht bestritten! Man darf auch nicht zuviel abstreiten, wenn man nicht schräg rüberkommen will 🙂

    • Kann Ihnen nur zustimmen. Eine mit CIA und MI6 Millionen gepamperte Marionette, die, nachdem sie mit dem tödlichsten Kampfstoff ever nicht umgebracht werden konnte, nach Deutschland fliegt und im Black Forest Filmstudio mit amerikanischen Geld diesen Film produziert. Alles lachhaft.
      Ein rassistischer Nationalist, also ein „Gott sei bei uns“, der in seinen Videos Migranten mit Insekten vergleicht und sie mit der 9mm Makarow unschädlich macht, zeigt uns ebenfalls, wie verkommen die deutsche Politik ist.

  2. CIA und MI6 gepamperte Marionette…das klingt sehr meinungsstark. Belege würde ich allerdings mehr genießen können 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.