Wie die Mordanschläge des Kremls unsere Ohnmacht demonstrieren sollen

Sönke Paulsen, Gedächtnisbüro Berlin

Ähnlich wie die Cosa Nostra, die dem italienischen Staat den Krieg erklärt hat und ihn immer wieder angreift, werden wir permanent von Russland angegriffen. Teilweise mit denselben Methoden.

Der Giftanschlag auf den russischen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny hinterlässt einige Verwirrung. Die Fragen türmen sich geradezu auf und sind bisher nicht beantwortet. Derweil wird der Rechtsanwalt und Aktivist gegen Putin mit Anklagen überzogen, die an politische Prozesse erinnern, die im Westen auch dem Wikileaks-Gründer Julian Assange gemacht werden. Sowohl Nawalny, als auch Assange werden mit hohen Haftstrafen belegt, weil sie gegen Meldeauflagen verstoßen haben. Der eine in Großbritannien, der andere in Russland.

Derweil leugnet der russische Präsident, irgendetwas mit dem Anschlag auf Nawalny zu tun zu haben und der Rest des Kremls schweigt. Das Gleiche hatten wir schon beim Nowitschock-Anschlag auf die Skripals und beim Polonium Anschlag auf Litwinenko. Im Unterschied zum Mordanschlag von 2006 ist heute allerdings Putins Internet-Brigade in Westeuropa viel aktiver geworden und argumentiert fast jede Anschuldigung gegen den Kreml, in die politischen Morde verwickelt zu sein, vom Tisch. Es gibt tausende von Artikeln zu diesem Thema, unter denen sich Putins Trolle verewigt haben.

Dabei ist das russische Muster nach diesen Morden  und Mordversuchen immer dasselbe. Erst gibt es inoffizielle Verlautbarungen oder Andeutungen in den Medien, dass die Opfer es verdient hätten und danach wird geleugnet, dass Russland irgendetwas damit zu tun habe, schon gar nicht der Kreml.

Für dieses Verhalten, Morde und Mordversuche nachträglich zu billigen, sich aber nichts beweisen zu lassen, gibt es berühmte Vorbilder. Wenn man nicht in die Antike zurückgreifen möchte, reicht für den Putinismus auch schon die Sizilianische Mafia als Vorbild aus. Denn die ist viel älter als Putins Regentschaft und sie hat vor über einhundert Jahren die Maßstäbe gesetzt, die in Sachen Mord von der gesamten italienischen Mafia übernommen wurden und eben auch von der russischen Mafia und ihren vornehmsten Zweigstellen im Kreml.

Wo allerdings dem besten Männerfreund Putins, Berlusconi gerichtsfeste Verstrickungen mit der Cosa Nostra vorgeworfen werden konnten, hat das beim russischen Präsidenten bisher nicht funktioniert. Wer sollte ihn auch in Russland anklagen?

Die Muster aber gleichen zum Verwechseln den russischen Mustern beim Morden.

Der ehemalige Mafiaboss,  Giuseppe Dainotti, wurde 2017 in Palermo durch mehrere Kopfschüsse getötet. Er galt als Verräter, weil er 2014 mit den Behörden zusammengearbeitet hat. Danach entstand der Eindruck, dass die Cosa Nostra in Italien ihre Macht verloren hätte.  Der Mord an Dainotti fand genau am Jahrestag der Ermordung zweier italienischer Mafia-Bekämpfer statt zu deren Aufklärung auch Daniotti beigetragen hatte. Er war also ein Verräter.

Die Ermittler gingen auch 2017 von einem symbolischen Mordanschlag aus, der zeigen sollte, dass die Cosa Nostra noch da ist und über die nötige Macht verfügt, jeden Verräter jederzeit zu töten.

Genau das ist aber auch das Muster der russischen Staatsmorde in den letzten zwanzig Jahren.

Die Morde und Mordanschläge sind hochgradig symbolisch und spektakulär.

Einen ehemaligen Agenten auf fremdem Boden mit dem radioaktiven Polonium zu vergiften, hat eine Aussage. Diese lautet: „Seht her, wir haben den Verräter so vergiftet, wie es nur russische Geheimdienste  können. Aber ihre werdet uns nichts nachweisen!“ Der gleiche Satz gilt für die Cosa Nostra: „Seht her, wir haben Dainotti so hingerichtet, dass jeder weiß, wer es gewesen ist und keiner uns etwas nachweisen kann!“

Das ist Macht in ihrer äußersten, demonstrierten Form. Symbolpolitik durch Mord!

Warum wurden die Skripals mit einem Kampfstoff angegriffen, auf dem gleichsam „Made in Russia“ stand? Warum wurde Boris Nemzow vor den Mauern des Kremls erschossen? Warum wurde Nawalny erst in Russland mit Nowitschock vergiftet und dann nach Deutschland gebracht, damit die „gründlichen Deutschen“ das Gift auch zweifelsfrei bei dem Oppositionellen nachweisen können?

Putins Trolle haben darauf eine Standard-Antwort: „Es handelte sich um „False-Flag-Aktionen“ der CIA, die Russland und ihren Präsidenten in Misskredit bringen sollten.“

Viele glauben das auch, weil sie die keine andere Rationale in den Mordanschlägen erkennen können. Italienische Mafiajäger würden über solche „Cui Boni“ Argumente nur lächeln.  Die Cosa Nostra hat sie längst gelehrt, dass ihre Morde nur dann Sinn machen, wenn sie eindeutig der Mafia zugeschrieben werden können und nur dann Macht demonstrieren, wenn man dem betreffenden Clan am Ende nichts beweisen kann.

Das ist das wahre „Cui Boni-Arrangement“ hinter politischen Morden, auch hinter denen, die aus dem Kreml kommen.

Wenn diese russischen Morde dann auch noch in westlichen Ländern, wie Großbritannien, Deutschland und Österreich begangen werden,  wird zugleich auch die Machtlosigkeit dieser westlichen Länder gegenüber der russischen Autokratie demonstriert. Wir stehen als unterlegene Systeme da, in denen der russische Präsident so schalten und walten kann, wie er möchte, ohne dass es eine wirksame Gegenmaßnahme gibt.

Die politische Aussage ist: „Der Kreml gebietet über ein Drittel aller Atomwaffen auf der Erde und hat den gefährlichsten Geheimdienst weltweit. Man kann ihn weder von außen noch von innen angreifen, egal, welche Verbrechen das Land in der Welt begeht.

Das ist Macht und genau das wird demonstriert.

Die übergeordnet Strategie ist vermutlich, uns westlichen und liberalen Demokratien unsere Machtlosigkeit vorzuführen. Die unmittelbare Strategie bei den politischen Morden des Systems Putin ist die der Cosa Nostra. „Missliebige Gegner (auch wenn sie für den Staat arbeiten) und Verräter aus den eigenen Reihen müssen, überall auf der Welt, mit Mordanschlägen durch uns rechnen.“

Die Brisanz, dass der Kreml und Putins Getreuen nach der Strategie der sizilianischen Mafia vorgehen, liegt natürlich darin, dass Russland eine Weltmacht ist. Wenn eine Weltmacht, die die Erde mehrfach  atomar vernichten kann, den Regeln der Mafia folgt, was derzeit eindeutig zu konstatieren ist, müssen wir diese ganz ernsthaft fürchten.

Russland ist dann tatsächlich die entscheidende Bedrohung für den gesamten Erdball.

Das ist der Unterschied zur Cosa Nostra, der im Kreml ganz offensichtlich nicht verstanden wird.

Wenn Russland von der Mafia regiert wird. Dann geht es nicht mehr um den Kampf gegen das Verbrechen, sondern um das Überleben der Welt.

Die russischen Trolle, die ich auch auf meiner Seite kommentieren lasse, um sie offen zu legen, sind Teil dieser Terrorstrategie Russlands gegen unsere freiheitliche Demokratie und dahinter steht nicht weniger als eine Atommacht.

Keine Spur von False Flag! Kalkulierte Einschüchterung und Zersetzung unseres Freiheitswillens durch Putins Russland!

spaulsen

3 Comments

  1. Sorry, aber das ist totaler Unsinn. Dank der USA bezahlen wir für alles und jeden. Wenn Sie mal in Russland waren, müssten Sie feststellen das nicht Russland unser Feind ist.

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