Sönke Paulsen, Berlin
„Wir werden nicht wanken und nicht weichen. Wir werden kämpfen und siegen!“ Mit diesem Satz bringt Churchill im Jahr 1940 während der deutschen Belagerung von Dünkirchen das britische Unterhaus auf seine Seite. Zuvor gab es erhebliche Bedenken, sich gegen Hitler zu stellen und Stimmen wurden laut, unter Mussolinis Vermittlung in Friedensverhandlungen mit Nazi-Deutschland einzutreten. Churchill hielt das für ein Eingeständnis der Schwäche, vielleicht sogar der Niederlage, das Hitler bei seinen Invasionsplänen weiter ermutigen würde.
Wir befinden uns im Jahr eins nach der „Zeitenwende“, wie Olaf Scholz es bezeichnete, der Kanzler einer Partei ist, die das angreifende Russland nicht noch weiter provozieren möchte. Man hofft tastsächlich das man mit einem „Krokodil“, wie Boris Johnson es ausdrückte, verhandeln könne. Churchill nutzte damals auch einen Tiervergleich und bezeichnete Deutschland als Tiger, mit dem man nicht verhandeln könne. Das Bestialische klingt in beiden Vergleichen deutlich durch.
Stärke zeigen
Die Briten haben damals also tatsächlich darüber diskutiert, aufzugeben und sich einem Nazi-Diktat zu beugen. Man dachte, dass es für die Briten schon nicht so schlimm kommen würde. Churchill hielt dagegen und behielt Recht.
So weit die historische Parallele. Wer die Kriegsereignisse in der Ukraine verfolgt, kommt nicht daran vorbei, einen ebenso barbarischen wie verbrecherischen Angriffskrieg zu registrieren. Ursprünglich dachte man, die Ukraine, fast kampflos „Heim ins Reich“ holen zu können.
Inzwischen wähnt sich die russische Propaganda mindestens in einem Stellvertreterkrieg gegen den Westen, eigentlich aber im totalen Krieg gegen den gesamten Westen. Ein russischer General hat es heute auf den Punkt gebracht. „Die ganze Welt ist im Krieg mit uns“. Er zieht dabei die falschen Parallelen zum großen Vaterländischen Krieg, weil ihm andere Parallelen nicht erlaubt sind. Die wahre Parallele besteht aber darin, dass sich Russland plötzlich in der Rolle von Nazi-Deutschland wiederfindet, das sich im Krieg mit der gesamten freien Welt befand. Der Vernichtungskrieg in der Ukraine und die diktatorische Situation in Russland legt den Begriff: „Nazi-Russland“ nahe.
Sollen wir in Europa nun glauben, dass wir uns angesichts solcher Propaganda nicht im Krieg befinden, kein Angriffsziel werden? Churchill hätte das nicht geglaubt. Er hätte sein berühmtes Zitat auch auf die Lage Europas und der USA angewendet. „Wir werden kämpfen und wir werden siegen“.
Wenn dreißig Länder der Nato begriffen haben, dass Putins Kriegsziele auch die Zerschlagung der Nato betreffen, dass Russland den Zustand von 1997 in Bezug auf die Nato wiederherstellen will und deutlich macht, dass er kriegerische Mittel einsetzt, ist das faktisch eine Kriegserklärung. Der Spruch vom „De-fakto-Weltkrieg“, in dem wir uns befinden, ist also alles andere als substanzlos.
Ein Unterschied zu 1940 liegt allerdings darin, dass Hitler damals Frankreich und die Beneluxstaaten überrannt hatte, während Putin heute schon im Osten der Ukraine scheitert. Das mit einer Armee, die um ein vielfaches stärker und schlagkräftiger sein sollte, als die deutsche Wehrmacht. Das liegt am Widerstand und der Intelligenz, aber auch der Härte und Charakterfestigkeit der Ukrainer. Das liegt auch daran, dass der Westen begreift, was passieren könnte, wenn die Natostaaten „wanken und weichen“ würden.
Dann hätten wir es mit einem ermutigten Russland zu tun, dessen Diktator weiter versuchen wird, die Weltgeschichte umzudrehen und die Sowjetunion wieder aufzurichten. Stalin ist auch heute noch in Russland vielerorts ein bewunderter Held, obwohl er nicht besser als Hitler war. Auch er war ein Schlächter und Putin schickt sich an, in seine Fußstapfen zu treten.
Wenn wir uns Churchills Festigkeit zu eigen machen wollen, ist die Hauptaussage die Folgende: „Nicht wir sollten vor Putin Angst haben, sondern er sollte große Angst vor uns haben“.
Dabei helfen uns die Zauderer nichts, sondern nur Politiker, die so entschlossen vorangehen, wie damals der britische Premier in der dunkelsten Stunde der britischen Geschichte.
Churchill hatte Glück; Hitler schenkte ihm die britische Armee bei Dünkirchen. Was schenkt uns Putin? Sicherlich den Krieg mit der Ukraine. Vielleicht wäre es klüger gewesen gleich mal ein kleines Stückchen Baltikum zu vernaschen. Deutlich unterhalb der nuklearen Schwelle. Geopolitisch stünde der Westen vor ähnlichen Problemen wie Napoleon und Hitler. Der Westen müsste konventionell antworten – könnte es aber nicht denn sowohl die Ostsee als auch das Schwarze Meer können leicht an den Meerengen geschlossen werden. Dann gibt es nur noch den Weg über die Nordpassage. und was an konventionellen Mitteln in West Europa zur Verfügung steht… . Und eines haben wir nicht. Eine Persönlichkeit wie Churchill. Dafür haben wir politische Versager durch alle EU-Länder und vor allem einen US Präsidenten, den man freundlich sleepy Joe nennt, um seine Demenz zu kaschieren. Whisky haben wir in Massen; allein es fehlt der Charakter, um nicht Säufer zu sagen. Und mal unter uns: Macron, der MANN der sich seit 25 jahren von einer Ersatzmutti dirigieren lässt, möchte ich mich in kein Scharmützel führen lassen. Erst recht nicht von Scholz oder vdL.
Ja Glück gehrt auch dazu. Allerdings denke ich nicht, dass Hitler Dünkirchen aus Nächstenliebe „nur“ aus der Luft angegriffen hat. Er hatte Angst um seine Panzer, die tatsächlich ziemlich allein standen, auch wenn sie Furcht und Schrecken verbreiteten. So etwas nennt man „Verlust Aversion“ mit der wir es heute auch zu tun haben, auch bei Putin, aber noch mehr im Westen und am meisten wohl in Deutschland. Diese Angst ist ein schlechter Berater. Wenigstens aber schließt sich der Westen zusammen, wenn auch keine mutigen Führungspersönlichkeiten zu erkennen sind. Aber die Chance, Russland jetzt nachhaltig zu schwächen, wird leider nicht konsequent ergriffen. Denn tatsächlich hätte Putin als Angreifer im Baltikum ein wesentlich leichteres Spiel, als jetzt in der Ukraine. Das wird eigentlich nur von den Balten richtig bedacht und die liefern auch überproportional viele Waffen.