Atomschlag klare Option für Putin!

Sönke Paulsen, Berlin

„Die atomare Abschreckung funktioniert“. Das ist derzeit die allgemeine Beruhigungsformel, die unter die Leute gebracht wird, wenn es um Ängste vor einem atomaren Angriff durch Russland geht.

Der Punkt ist nur der, dass diese Aussage eine Reminiszenz an den kalten Krieg ist, mit dem wir es in dieser Form nicht mehr zu tun haben. Damals stand der Westen einer Sowjetunion gegenüber, die erhebliche Skrupel hatte, ein atomares Desaster heraufzubeschwören. Die alte Politführung in Moskau wollte das Wettrüsten gewinnen, aber keinen Atomkrieg heraufbeschwören.

Heute dagegen haben wir es mit einem Enkel der alten Sowjetführer zu tun, der keinesfalls so denkt, wie Chrustschow oder Breschnew. Wladimir Putin denkt wie ein Hazardeur, wie ein kleiner Gauner aus einem Petersburger Hinterhof, er denkt vielleicht wie ein KGB-Mann, aber das ist ohne Belang. Denn er spielt eine Partie gegen den Westen, die er auf jeden Fall zu gewinnen denkt. Ein Niederlage ist für ihn ausgeschlossen, weil sie sein Ende bedeuten würde. Unter diesen Bedingungen ist die gewohnte atomare Abschreckungsformel, dass ein Atomkrieg nicht zu führen und zu gewinnen sei, bedeutungslos.

Sie ist so bedeutungslos, dass wir mit hundertprozentiger Sicherheit von einem Atomwaffeneinsatz in der Ukraine ausgehen müssen, wenn es den Ukrainern gelingen sollte, die Russen im größeren Stil aus dem Land zu treiben. Die atomare Karte ist für Putin, entgegen der Beteuerungen des Kremls, ein Joker, den er spielen wird, bevor er aufgibt.

Genau wie Hitler den totalen Krieg führte, wird Putin einen Atomkrieg führen und er weiß auch schon genau wie. Wenn sich das Blatt gegen ihn wendet, wird er zunächst taktische Atomwaffen auf die Ukraine abschießen und zugleich mit dem Einsatz strategischer Atomwaffen drohen. In Frage käme der berühmte „Enthauptungsschlag“ in Kiew durch eine hinreichend große Atombombe. Hier reicht bereits die Drohung, nachdem kleinere Atomsprengköpfe zur Anwendung gekommen sind, um die Ukrainer zur Kapitulation zu zwingen.

Die Nato müsste machtlos zuschauen! Denn sie könnte Russland ihrerseits nicht mit Atomwaffen drohen, weil dies die bekannte Eskalationsspirale beinhaltet. Putin aber kann die wehrlose Ukraine mit Atomwaffen traktieren und bedrohen, so viel er will. Das ist der Unterschied!

Einziger Ausweg ist, der Ukraine selbst Atomwaffen zu geben, die sie zum Zweitschlag befähigt. Die Rede ist von taktischen und strategischen Atomwaffen, mit denen letztlich auch russische Städte, vielleicht sogar Moskau erreicht werden könnte. Nur das würde Putin von einer atomaren Eskalation in der Ukraine abhalten, das, oder ein Sieg seiner Truppen im konventionellen Bereich. Den müssten die Ukrainer ihm letztlich schenken, wenn sie selbst keinen atomaren Zweitschlag führen könnten.

Genau dieser Umstand muss jetzt überlegt werden und nicht dann, wenn es zu spät ist. Denn der Atomschlag ist eine klare Option für Wladimir Putin.

spaulsen

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