„Sonder-Operation erfolgreich, Patient tot“

Sönke Paulsen, Berlin

Alarm im Krankenhaus-Terrorist am OP-Tisch

Ein Zwischenfall in einem Krankenhaus, der alle fassungslos macht und die Frage aufwirft, warum man den Wahnsinn des Operateurs nicht vorher aufdecken konnte, um ihm das Handwerk zu legen. Parallelen drängen sich auf.

Am Tisch im Saal U steht derzeit ein Operateur, der laut Plan den Blinddarm entfernen wollte. Inzwischen hat der den gesamten Bauchraum eröffnet, um den Blinddarm zu suchen, den er immer noch nicht finden und entfernen kann. Eine Appendektomie, wie diese kleine Operation in der Fachsprache heißt, ist das nicht mehr und die Überlebenschancen des Patienten sind nur noch minimal. Warum dann nicht auch gleich den Thorax eröffnen, um ganz sicher zu gehen, dass sich der angeblich entzündete, Appendix nicht dort versteckt hat? Am Ende wird wahrscheinlich auch noch der Schädel trepaniert.

Die Operation kann leider nicht abgebrochen und der Operateur kann nicht vom Tisch entfernt werden, da er sich im OP eingeschlossen hat und niemanden hereinlässt. Die Türen sind mit Atomgranaten gesichert, welche sicherstellen sollen, dass im Falle eines „unbefugten“ Eindringens in den OP, das gesamten Krankenhaus mit allen Patientin darin in die Luft fliegt.

Die hilflosen Beobachter, die durch die Scheibe der OP-Tür zusehen müssen, wie der Patient langsam verblutet, diskutieren darüber, ob es sich hier noch um eine Operation oder schon um einen geplanten Terrorakt handelt, oder um beides. Die Absurdität der Szenerie ist nicht zu überbieten, zumal der überwältigte Patient schon seit einer Operation 2014 überhaupt keinen „Blinddarm“ mehr hat. Der Operateur scheint unter einer wahnhaften Störung zu leiden oder er ist ein Fanatiker, oder beides.

Am Ende könnte nicht nur das Ergebnis stehen, dass die Operation durchgeführt wurde und der Patient tot ist. Die Operation könnte auch mit dem Tod des Operateurs enden, der sich ja in seiner eigenen Sprengfalle befindet.

Ähnliche Vorfälle hat es schon gegeben, aber nicht in der Medizin. Wir erinnern uns an einen Piloten, der alle anderen aus dem Cockpit ausgeschlossen hat, um das Passagierflugzeug in Ruhe gegen einen Berg in den Alpen fliegen zu können. In der Wohnung des Piloten fand man dann diverse Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen wegen einer schweren psychischen Erkrankung und Medikamente. Der Pilot verfügte allerdings nur über eine Verkehrspilotenlizenz und nicht über eine Armee und diverse Atomsprengköpfe.

Unser Operateur dagegen hatte schon lange Ambitionen, zum Chef des Krankenhauses aufzusteigen, was ihm verwehrt wurde. Er ist nur der Zweite in der Chefetage und will anscheinend Rache für diese Schmach. Eine Parallele zu dem besagten Co-Piloten, der kurz vor der Kündigung stand?

Wie auch immer, muss man ihn gewähren lassen, solange man ihm nicht beikommen kann. Aber wenigstens sollte man das Krankenhaus räumen, denn am Ende dieser Operation könnten alle Patienten sterben. Die Katastrophe ist zum Greifen nahe, der Patient längst verloren.

spaulsen

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