Atomwaffen: Eine russische Niederlage ist keine Option

Sönke Paulsen, Berlin

Eine Wende im Krieg in der Ukraine wird Putin nicht zulassen. Wenn es der ukrainischen Armee gelingen sollte, mit Hilfe westlicher Waffen, die Russen aus dem Donbass zu vertreiben und im Süden auf die Krim zurückzudrängen, wird Russland Atomwaffen gegen die Ukraine einsetzen.

Die Angst vor dem dritten Weltkrieg ist berechtigt. Inzwischen gibt es sogar genug Politiker, die davon ausgehen, dass wir uns im Krieg mit Russland befinden,darunter der grüne Politiker, Anton Hofreiter, aber auch der ukrainische Botschafter in der der Bundesrepublik Deutschland Melnyk. Ein Gutachten hat darauf hingewiesen, dass bereits die Ausbildung ukrainischer Soldaten in Deutschland nach dem Völkerrecht eine Kriegsbeteiligung darstellt.

Man erinnert sich an den Afghanistan-Krieg, in dem jahrelang von deutschen Politikern der Begriff Krieg negiert wurde. Es sei ein Einsatz gewesen, eine Operation, aber kein Krieg. Erst spät hat sich der Begriff Krieg durchgesetzt. Möglicherweise haben wir eine solche schleppende Erkenntnis, die immer wieder öffentlich zurückgedrängt wird, auch im Fall der Ukraine vor uns. Der Kreml jedenfalls redet schon von einem Stellvertreterkrieg gegen die Nato und droht zunehmend deutlich mit Atomwaffen.

Die Medien haben den Ukraine-Krieg längst so stark ins Bewusstsein gerückt, dass er den Deutschen und Europäern hautnah erscheint, fast so, als sei das eigene Land angegriffen worden. Die Frage ist nur, was passiert, wenn die Raketen tatsächlich bei uns einschlagen. Vermutlich würden die Europäer sehr schnell auf Verhandlugnen mit Russland setzen und dann auch die Souveränität der Ukraine opfern. Denn so hoch will weder in der EU noch in der Nato jemand pokern, dass er oder sie einen Atomkrieg mit Russland riskieren würde.

Das ist aber nur der Hintergrund einer Überlegung, die hoch relevant ist und die wir jetzt anstellen sollten und nicht in ein paar Monaten. Wenn nämlich Russland tatsächlich Gefahr läuft, den Krieg zu verlieren und zwar so, dass die Russischen Truppen aus der gesamten Ukraine vertrieben werden, was sich derzeit niemand vorstellen kann, wird Putin und seine Machtclique die atomare Karte spielen. Zunächst nur mit kleinen taktischen Atomsprengköpfen, aber dann mit der Drohung, aus Kiew eine atomare Wüste zu machen. Das ist nicht nur vorstellbar, es ist sogar wahrscheinlich. Denn eine Niederlage in der Ukraine wird Russland unter keinen Umständen zulassen.

Was dann?

Kein Natoland würde diese Atomschläge stellvertretend für die Ukraine beantworten. Nur die Ukraine könnte zurückschlagen, wenn sie selbst über Atomwaffen verfügen würde. Tut sie aber nicht. Dann hat Putin den Krieg gewonnen und die Nato an ihre absolute Grenze gebracht, über die sie nicht hinweggehen kann. Dann ist es zu spät.

Wir sollten die Ukraine jetzt mit Atomwaffen ausrüsten und zwar mit einem minimalen atomaren Verteidigungssatz, der aus ein paar taktischen Atomsprengköpfen und ein bis zwei strategischen Atomraketen bestehen könnte. Sinn ist, Russland von einem atomaren Angriff abzuschrecken. Wenn Putin sich aber nicht abschrecken lässt, könnte der originäre Kriegsgegner atomar antworten, ohne dass die Welt in einen Atomkrieg stolpert. Denn die Ukraine ist kein Mitglied der Nato und hätte jeden Grund für einen atomaren Zweitschlag, wenn Russland seine Atomraketen schicken würde.

Damit wäre nicht nur die Niederlage der Ukraine, sondern auch die Niederlage der Nato, die unter diesen Bedingungen zwangsläufig gewesen wäre, abgewendet. Mit einem mäßigen Risiko der Ausweitung eines Atomkrieges zwischen Russland und der Ukraine.

Darüber müssen wir jetzt nachdenken und nicht dann, wenn Putin seine Atomwaffen bereits einsetzt. Denn dann ist es zu spät. Die Ukraine sollte vorher in der Lage sein, den Kreml durch ein eigenes Zweitschlags-Potential abzuschrecken. Das wird viele Leben retten und gleichzeitig den Sieg Russlands verhindern.

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