Sönke Paulsen, Berlin
Sind wir Geiseln der Atommächte?
Russland und die USA besitzen zusammen etwa 90 Prozent der Atomwaffen auf der Erde. Durch das New-Start-Abkommen einigten sich die beiden Großmächte darauf, jeweils maximal 1550 Atomsprengköpfe in ihren Lagern zu haben.
Wer kurz nachdenkt, stellt schnell fest, dass es sich um das atomare Potential für einen dutzendfachen Overkill handelt. Das bedeutet, dass jeder Mensch auf dieser Erde etwa zwölfmal atomar vernichtet werden kann.
Einmal würde doch reichen, denkt man sich.
Aber das stimmt nicht. Denn die perverse Denkart, die bei einem so gewaltigen atomaren Potential als Rationale dient, ist die, den Gegner durch die Zahl der eigenen Sprengköpfe zu erdrücken und quasi schneller auslöschen zu können, als er dies umgekehrt vermag. Die Elite des Siegerlandes könnte dann vielleicht überleben.
Ja, ein Atomkrieg wird durchaus als gewinnbar angesehen, zumindest von einigen Eliten, die sich Chancen in einem solchen Desaster ausrechnen dürfen. Entsprechende Szenarien kursierten in den Achtzigern in den USA, aber auch hinter dem Eisernen Vorhang. Vielleicht sind das insgesamt nur ein paar tausend Menschen in Russland oder den USA. Aber das reicht, um die Erde zu verseuchen, wenn eben diese Menschen an den Schalthebeln der Macht sitzen und sich, wie gesagt, Chancen ausrechnen.
Natürlich ist das ein alter Hut und man müsste nicht wieder damit anfangen, wenn wir nicht gerade von biologischer Kriegsführung in Zeiten Coronas, vom Great Reset, von neuer Nachhaltigkeit, von Digitalisierung und einer Reihe von Verschwörungstheorien hören würden, die immer eine verhältnismäßig dünne Elite zum Gegenstand haben, die den Rest der, ohnehin zu großen, Erdbevölkerung erpressen kann.
Gerade hat Gorbatschow, inzwischen neunzig Jahre alt, vor der Gefahr eines Atomkrieges gewarnt und zu neuen Abrüstungsanstrengungen aufgefordert. Nur wie weit muss dann abgerüstet werden? Bis zum fünffachen Overkill vielleicht?
Der Ansatz ist verfehlt, solange die Großmächte uns alle als Geisel nehmen können, um ihre Positionen zu behaupten, die im Rahmen des globalen wirtschaftlichen Wettbewerbes vielleicht gar nicht mehr aktuell sind.
Russland ist wirtschaftlich schwach, die USA schwächeln. Von ihrem Anspruch, die Welt zu beherrschen, müssen sie aber nicht lassen, was auch für China gilt.
Wenn die Bevölkerungen verarmen, was in beiden Ländern der Fall ist, müssen wir uns vielleicht auf Unruhen, Umstürze und skrupellose Diktatoren einstellen, auf Leute wie Kim Jong-Un, nur eben mit dem tausendfachen atomaren Potential.
Das sind die Bedingungen und wir wären dann die Geiseln einer solchen Entwicklung. Der kalte Krieg fällt uns derzeit mächtig auf die Füße, obwohl er schon ausgestanden schien.
Er bestand im Kampf zweier Systeme im Gefolge eines Weltkrieges, der von einer Ideologie beflügelt wurde, die die Welt in Herrenmenschen und Untermenschen einteilen wollte. Davon müssen wir endlich weg. Es kann nur eine globale Verfasstheit geben, die von Menschen ausgeht und diese nicht nach ihrem vermeintlichen Wert unterscheidet.
Das Potential dafür hat nur eine Demokratie, die auch wirklich ernst genommen wird. Denn dann herrschen per Definitionem alle Menschen und nicht nur einige.
Wir brauchen ein Great Reset der Demokratie
Tatsächlich brauchen wir ein Great Reset, aber in Bezug auf unsere Demokratien, die zu oft nicht mehr ernst genommen werden und von vielen Mitgliedern unserer Eliten nur noch technisch betrachtet werden. Unsere Kanzlerin gehört leider dazu. Auch sie sieht Demokratie nur technisch, als politisches Umfeld, in dem man sich nicht so sehr die Macht vom Volk leiht, sondern die Macht über das Volk sichert.
Der Merkelismus wirkt immer mehr, wie eine abgeschwächte Form des Putinismus.
Wie auch immer.
Wir haben zu viele Länder, deren Eliten keine hinreichende Demokratie-Adhärenz mehr aufweisen oder nie aufgewiesen haben. Dazu gehört China und Russland, große Teile der arabischen Welt und Afrikas, aber leider auch schon Europas. Das wird immer gefährlicher.
Die USA befinden sich derzeit in einer ihrer schwersten demokratischen Krisen, weil große Teile der Bevölkerung ihren Eliten nicht mehr trauen. Eliten die auch dann größere Überlebenschancen haben, wenn ein Präsident den roten Knopf drückt. Die Digitalisierung und High-Tech macht die Welt noch beherrschbar, regierbar und im gewissen Umfang produktiv, wenn sie atomar verseucht ist. Neue Perspektiven, wenn auch nur für sehr wenige.
Ich bin mir nicht sicher, ob das Virus wirklich von einem Tiermarkt in Wuhan seinen Ausgang genommen hat. Das wenig entfernte Forschungslabor, in dem gefährliche Sars-Viren gezüchtet wurden, aus dem es eine ganze Reihe wissenschaftlicher Veröffentlichungen gab, kommt ebenso als Ursprung in Frage. Warum wurden gefährliche Sars-Viren überhaupt gezüchtet? Mir fehlt hier, dass sich die wissenschaftlichen Arbeitsgruppen rechtfertigen müssen.
Aber wir dürfen nicht fragen, keine Antworten fordern, was die chinesisch-amerikanische Arbeitsgruppe in Wuhan getrieben hat und warum.
Auf Atommächte kann man keinen Druck ausüben. Also sind wir Geiseln dieser Mächte? China, Russland, USA, zwischen denen wir weiter taktieren müssen, weil wir faktisch keine Macht haben?
Es geht nur durch ein Great Reset, in dem wir breite, globale Mobilisierungen der Weltbevölkerung erreichen, die sich in allen Ländern ihre Eliten vorknöpfen muss. Etwas anders, als in Davos gedacht. Etwas revolutionärer. Aber eine globale Demokratiebewegung ist unsere einzige Chance, dem Machtstreben von Wenigen, Grenzen zu setzen und die Welt aus der permanenten Vernichtungsdrohung zu befreien. Grund ist wie gesagt die atomare Bedrohung und nicht der Klimawandel, der eindeutig dahinter rangiert.
Denn das 1,5 Grad Ziel würden wir nach einem Atomkrieg spielend erreichen. Allerdings auf einer Erde, die nur noch an ganz wenigen Punkten menschliches Leben zulassen würde.
Gründen wir also lieber eine globale Demokratiebewegung, die möglichst nicht von den USA gesteuert wird. Das wäre wirklich ein Great Reset!
Fragen Sie 100 Leute, ob sie lieber gut versorgt sind und dafuer mit merklichen Freiheitseinschraenkungen leben muessen, oder lieber maximal moegliche Freiheiten haben, aber nur eine 50:50 Chance gut versorgt zu sein. Ich wette, 90% entscheidet sich fuer’s erstere. Auch wenn das erste nur ein Versprechen der Eliten ist, welches sie nie einhalten koennen.
Ja, habe ich lange drüber nachgedacht, bin aber doch der Meinung, dass neunzig Prozent der Menschen lieber in Freiheit leben wollen, als sicher versorgt zu sein. Ich könnte mir sonst auch die extremen Abwanderungstendenzen aus dem damaligen Ostblock nicht erklären, die ja bekanntlich durch eine Mauer und einen Todesstreifen gestoppt werden musste.
Irgendwie fehlt hier China in dieser Betrachtung. Aber trotzdem Danke für diesen Artkel und seinen Gedankengang.
„Putin hat durch seinen Angriff dem Block der freien westlichen Welt für viele Jahrzehnte neues Leben eingehaucht.
..China verbindet das autoritäre Modell mit wirtschaftlicher Leistungskraft. Russland verbindet es mit Korruption und Ineffizienz. Bei beiden werden sich die wirtschaftlichen Bindungen zu den demokratischen westlichen Industriestaaten eher lockern. Denn was ein starker Westen künftig bestimmt nicht braucht, das ist Rohstoffabhängigkeit von Russland und technologische Abhängigkeit von China. Gleichzeitig kann sich der Westen auf einen großen ‚Brain Gain‘ freuen: *solange man Russland und China noch verlassen darf, wird es für die wissenschaftlichen und technischen Eliten dieser Länder immer attraktiver werden, in den Westen zu gehen. Rechtzeitig — ehe die Machthaber aus beiden Ländern ein neues Völkergefängnis machen.’*
Es bricht ein neues Zeitalter der Multipolarität an. In diesem muss der Westen nicht nur wehrhaft sein, sondern ein verbessertes attraktives, freiheitliches Modell entwickeln. Das geschieht nicht durch Jammern und Klagen über die Missstände des Westens oder durch Anbetung des Weltuntergangs, sondern über eine klare Ursachenanalyse und Umsetzung von konkreten Verbesserungen — genauso wie das BFU es bei Flugzeugabstürzen macht.
Das ist *eine schwierige, aber auch faszinierende Aufgabe, die unserer Zeit eine besondere Bedeutung verleiht.* Selbst wenn neue Ideen und Konzepte ihre Wirksamkeit erst für nachfolgende Generationen entfalten, so hat die jetzt lebende doch die Aufgabe, die Weichen richtig zu stellen. Bisher hat sich noch niemand gezeigt, der neue Konzepte für diese veränderte Welt entwickelt, aber vielleicht kommt das noch. Es heißt ja, dass gute Zeiten schwache Menschen hervorbringen und schlechte Zeiten starke Persönlichkeiten. Schauen wir mal.“
was die Einschätzung des konspirativen Krieges in der Ukraine betrifft, gehe ich am stärksten mit den Analysen von Thomas Röper konform. bezüglich der Errichtung eines globalen digitalen Völker- oder Menschheitsgefängnis mit
Roman Braun: „von CoviD19 zu Putin22“
https://youtu.be/OyTMgRezmaA
und Alison McDowell:
https://youtu.be/3s3-vTBFR7c
Julian Assanges prinzipieller Ansatz ist nur die halbe Miete, es geht um eine echte, attraktivere politische Konkurrenz zum bestehenden herrschenden System: eine grundsätzlich andere Ordnung, die nicht länger dem Diktat umfassender, systematischer Bevormundung unterliegt — die Erfindung authentischer Tiefer Demokratie. ohne Politiker, die sich im Sinne Kennedys mit entsprechenden Ideen offiziell gegenüber der CIA, der „City of London“ und der „Weisen Schlange“ positionieren, bleibt Deutschland die Brückenkopfrepublik ein Spielball, eine Schachfigur, unselbständige Verhandlungsmasse in den Händen eines Weltreichs und weitestgehend zum Zuschauen beim kollektiven Marsch in die Matrix verdammt.