Hintergrund: Trumps Krieg gegen die Medien

Alphabets Töchter

Sönke Paulsen, Gedächtnisbüro Berlin

Der Krieg des amerikanischen Präsidenten gegen die Medien ist in Wirklichkeit ein Krieg der amerikanischen Medien untereinander, der sich über den gesamten Globus ausbreitet. Ein Glaubenskrieg, aber auch ein Krieg um Marktanteile und Hegemonie.

Hätte Trump weiter darauf bestanden, dass zwei Drittel der amerikanischen Medien lügen und Propaganda gegen ihn betreiben, kein Problem. Irgendwann hätten sich die Leute daran gewöhnt. Trump bleibt allerdings seiner Methode treu, Angriffe durch die Medien mit Gegenangriffen zu parieren, die gern auch Beschimpfungen enthalten.  Jüngstes Ziel seiner Attacke, die MSNBC-Moderatorin Mike Brzezinski, die Tochter von Zbigniew Brzezinski, kürzlich verstorbener neokonservativer Strategieberater diverser amerikanischer Regierungen und Autor des Buches „Die einzige Weltmacht“, in dem er Amerikas Schritte zu einer unipolaren Welt und die schrittweise Zerstörung (Pluralisierung) Russlands vorzeichnet.

Die Brzezinskis sind Trump nicht gerade freundlich gesonnen, aber wer ist das schon? Die Kritik von Trump lautet auf unfaire und unsachliche Berichterstattung, die von den MSNBC-Chefs mehr oder weniger diktiert würde. Mike Brzezinski sei „strohdoof“.

Seinen Stil bei all diesen Twitter-Attacken nennt Trump übrigens nicht „presidial“ sondern „modern presidial“. Ob dieser Begriff Hegemonie erlangen wird, bleibt abzuwarten.

Auf dem Prüfstand steht nicht nur ein Präsident, sondern die internationale Medienlandschaft

Die Angriffe gegen US-Medien, die der amerikanische Präsident sich erlaubt, werden allerdings umso sympathischer, je tiefer man in die Struktur der amerikanischen Medienlandschaft einsteigt.  Noam Chomskys historische Kritiken an den gesteuerten amerikanischen „Konsensfabriken“ leben dabei wieder auf.

Als Beispiel taugt fast jedes Trump-feindliche und Trump-freundliche Medienunternehmen in den USA. Der angegriffene Sender  MSNBC ist ein joint-venture von Microsoft (Bill Gates) und NBC mit einer Nachrichtenabdeckung von 99% aller amerikanischen Haushalte. Das NBC-Network gehört zu Time-Warner und Time Warner gehört Comcast. Brian L Roberts ist der CEO und Chairman von Comcast, dem größten Medienunternehmen der Welt nach Umsätzen gerechnet. Roberts besitzt 1% an Comcast wird aber mit einem Einfluss von 33% auf den Konzern taxiert. Comcast betreibt intensive Lobbyarbeit bei den „Democrats“ und unterstützte diese bereits 2013 mit 18 Millionen Dollar im Wahlkampf. Roberts selbst bezeichnete sich als „lifelong democrat“.

Wer Comcast gegen sich hat, was bei Trump der Fall ist, hat weltweit das Kabelfernsehen und die entsprechenden Nachrichtenkanäle gegen sich. Allein NBC hat in den USA einen Marktanteil von über 30%. „Der Medienkonzern aus Philadelphia besitzt nun unter anderem zwei TV-Senderketten, 26 Fernsehstationen, 20 Kabelkanäle, mehrere Produktionsstudios (darunter die Universal Studios und Dreamworks Animation)“ Die Reichweite des Konzerns reicht von Amerika über Europa bis nach Asien.

Es könnte Trump also durchaus passieren, dass er in Zukunft nicht nur durch die Nachrichtenmühle gedreht wird, sondern auch als böse Disney-Figur („The Trump“) zum Weltstar avanciert. Comcast hat alle Möglichkeiten dazu.

Noch interessanter als die Medienmacht dieses einen trumpfeindlichen Konzerns sind allerdings die Shareholder von Comcast.

Shareholder Comcast, Quelle: Nasdaq

In der Reihenfolge der größten Aktionäre finden sich hier Blackrock, die Vanguard Group und Capital World Investors. Dahinter stehen die mächtigsten Leute der Wallstreet, der Gründer von Blackrock (derzeit weltweites Investment von 5,4 Billionen Dollar) Laurence D. Fink, der als mächtigster Mann der Wallstreet gehandelt wird und unter anderem Anshu Jain an die Spitze der Deutschen Bank gebracht hat. Blackrock ist Großaktionär bei sämtlichen Deutschen Dax 30-Unternehmen und natürlich der Deutschen Bank.

Die Vanguard Group mit über 2 Billionen Dollar Investmentvermögen hält unter anderem einen 5,3% Anteil an Alphabet (Google, Larry Page) und ist damit in einer Schlüsselposition beim größten Datenunternehmen der Welt. Außerdem hat die Gruppe 5,5% bei Paypal und 6,1% bei Apple.

Die Capital World Investors haben immerhin noch 1,3 Billionen, über 10% bei Lockheed, Amazon und bei vielen deutschen Dax-Unternehmen sowie in der internationalen Medienbranche.

Alle drei Gruppen halten zusammen ein Viertel der Anteile von Comcast.

Wenn man sich die Strukturen anschaut, die da gegen den amerikanischen Präsidenten mobil machen, ist kaum vorstellbar, dass ein gewählter Präsident überhaupt eine Chance haben kann, gegen die Macht dieser „Weltbesitzer“ zu bestehen.

Der Krieg, den Donald Trump gegen diese Medienmacht führt, hätte keinerlei Chancen, wenn nicht der Medienkonzern von James Murdoch (21.Century Fox) mit einer ebenfalls hohen Marktabdeckung in den USA, aber international geringerer Relevanz als Comcast, partiell mit Trump zusammenarbeiten würde. Zumindest gibt Trump seine Interviews fast nur noch an Fox. James Murdoch ist der Sohn von Ruppert Murdoch, dem einflussreichen amerikanischen Medienunternehmer. Rupperts News Corporation hält gleich ein ganzes Bündel namhafter Zeitungen und Nachrichtenmagazine, darunter die Times,  The Sun, Wallstreet Journal, New York Post, Boston Herald, Chicago Sun-Times. Vater Murdoch gilt als Unterstützer des Brexit und hat auf dem britischen Markt erhebliche Medienmacht. Die Soros-nahe NGO Avaaz, die auch beim arabischen Frühling eine erhebliche Rolle als Agent Provocateur gespielt hat, fährt derzeit eine Kampagne gegen die „Murdoch-Mafia“ (die Soros-Mafia lässt schön grüßen).

Fox selbst gilt übrigens als konservativ-republikanisch orientiert und war der erste Medienkonzern in den USA, dem starke politisch-tendenziöse Berichterstattung vorgeworfen wurde. So im Falle von George Bush und dem Irakkrieg, beides stark unterstützt von Murdochs Konzern (Vater wie Sohn).

Durch Trump entsteht zunehmend Transparenz

Trumps Krieg gegen die Medien, das lässt sich immer weniger kaschieren, ist in Wirklichkeit ein Krieg der großen amerikanischen Medienkonzerne untereinander. Es geht um Macht, Marktanteile und den Wettstreit um Prestige zwischen der „alten“ Medienbranche (Murdoch) und den neuen Medien (Comcast), die sich anschicken, die Welt zu umspannen und überall auf dem Globus „Hegemonie und Kontrolle“ auszuüben. Diese sehen vor allem ihre ideologische Vormacht durch politische Führer wie Trump bedroht und bekämpfen diesen ebenso erbittert, wie Vladimir Putin, Recep Erdogan oder die neuen konservativen Regierungen in Osteuropa. Einer ihrer Kriegsherren, George Soros, mischt auch im Kampf gegen Trump erheblich mit, auch über mediale Mobilisierung, NGOs und organisierte sowie finanzierte Anti-Trump Demonstrationen (Beispiel: Women´s March in Washington nach Amtseinführung des neuen Präsidenten).

Moralische Kategorien sind hier fehl am Platze

Wer da also gegeneinander kämpft, sind nicht die Guten und die Bösen, sondern die alten Eliten gegen die neuen, weltumspannend denkenden, „progressiven“ Eliten. Trumps Positionierung bei den alten Eliten (auch medial gedacht) will über eine neue nationale Politik den „Progressiven“ die längst in globalen Dimensionen denken und handeln, patriotische Fußfesseln anlegen. Nach dieser Doktrin ist jedes (auch Medien-) Unternehmen gut, wenn es amerikanisch denkt, was nicht Werte, sondern Interessen meint.

Dabei ist Trump insofern viel ehrlicher als seine demokratischen Vorgänger, als er amerikanische Interessen primär benennt und diese nicht indirekt über moralische Werte, welche über den Globus erzwungen werden sollen, verschleiert (Methode der Demokraten und neokonservativen Republikaner). Der Reaktionär ist somit plötzlich in der Rolle des Rebellen, der allerdings in Bezug auf die Medienwelt eine ganze Rebellenarmee anführt. Schwer zu sagen, welche konservativen Medien sich noch auf Trumps Seite schlagen.

Am Ende dieser Schlacht könnte eine Renaissance konservativer Medien stehen, die in der westlichen Medienwelt neue, alte Pflöcke einschlagen. Politik für traditionelle Bevölkerungsgruppen fordern, die nicht in den urbanen Zentren leben, familienorientiert sind und auch religiöse und patriotische Werte in den Vordergrund stellen, würde dann neue mediale Unterstützung erhalten. In Deutschland sieht man solche Tendenzen zu neuen konservativen Sichtweisen bereits bei der Springer-Presse, wobei die Welt, die Bild und die FAZ (neuerdings auch Springer) zu nennen sind. Das Overton´sche Fenster verschiebt sich dabei weiter nach rechts.

Trump ist schließlich nicht allein.

spaulsen

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