Nicht kleckern, sondern klotzen

Sönke Paulsen, Berlin

Etwa zwanzigtausend Artilleriegeschütze hat Russland im Donbass aufgebracht, um die Region niederzuwalzen. So erschreckend die russische Feuerwalze auch ist. Wenn wir jetzt die Ukraine wirklich wirksam ausrüsten würden, bestünde die einmalige Chance, Russland militärisch zu vernichten.

Wer in den letzten Wochen den Kriegsverlauf im Osten der Ukraine verfolgt hat, bekam Zweifel an der Widerstandsfähigkeit der ukrainischen Armee. Aber der Schein, der dadurch entstanden ist, dass die Russen die ukrainische Armee schlicht und einfach ausmunitioniert haben, in dem sie täglich bis zu sechzigtausend Granaten auf ukrainisches Gebiet schossen, trügt ein wenig. Russland scheint tatsächlich in Bezug auf Artillerie alles im Donbass zu haben, was es besitzt.

Das führt zu Schlussfolgerungen.

Erstens ist die russische Schlagkraft konventionell offensichtlich ausgereizt und nicht ohne weiteres zu steigern und zweitens haben wir nun die gesamte russische Feuerkraft auf engstem Gebiet konzentriert. Wenn wir endlich anfangen würden, wirksame westliche Artillerie in sehr großer Stückzahl an die Ukraine zu liefern, einschließlich Munition, bestünde die Chance, die russische Kriegsmaschine auf engstem Raum zu treffen und auszuschalten.

Dann müsste allerdings jetzt gehandelt werden. Die Amerikaner haben Panzerhaubitzen in großer Zahl (tausende) auf Halde stehen, die ausgemustert wurden. Sie sind vielleicht nicht so modern, wie die Panzerhaubitze 2000 aus Deutschland, aber in großer Stückzahl verfügbar. Das gleiche gilt für den Leopard-Panzer der ersten Generation und inzwischen auch für den Leopard 2. Auch hier dürfte man zusammen in den Bereich von tausend Stück kommen. Hinzu kommen Überwachungs- und Radarsysteme, mit denen Artilleriegeschütze der Russen lokalisiert und ausgeschaltet werden können. Auch davon hat die Ukraine viel zu wenige. Am Ende muss man auch auf wirksame Flugabwehrsysteme setzen, die frontnah eingesetzt werden müssen, um die Luftunterstützung der russischen Truppen zu minimieren. Das alles beschreibt keine punktuellen Lieferungen mehr, sondern Lieferungen im großen Stil. Also klotzen statt kleckern.

Das strategische Ziel des Westens kann nicht dabei stehen bleiben, so viel von der Ukraine zu retten, wie möglich. Das strategische Ziel muss es sein Russland militärisch zu vernichten. Dazu bestünde jetzt die Chance. Die Ukrainer haben derzeit fast siebenhunderttausend Soldaten unter Waffen. Es gibt also genug Soldaten, die diese schweren Waffen einsetzen können. Es gibt genug Artilleriemannschaften und Panzerbesatzungen und es gibt jede Menge Piloten. Die Hardware reicht nicht aus.

Die russische Armee kann vernichtet werden und sie sollte auch vernichtet werden. Denn es gibt keinen Grund, dass ein kriminelles Land dieser Größenordnung weiterhin den Weltfrieden bedrohen darf. Die Isolierung Russlands ist das eine, die militärische Schwächung aber das andere. Diese ist nicht nur wünschenswert, sondern essentiell, wenn wir den Rest dieses Jahrhunderts halbwegs in Frieden verbringen wollen.

Jetzt zuschlagen und nicht warten!

spaulsen

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