Wer wird uns verteidigen?

Sönke Paulsen, Berlin

Ich bin gerade von einem Kurztrip zurück. Ich war in Hamburg, meine Mutter besuchen. So weit so gut. Meine Mutter hat bei der Bundeswehr gearbeitet und mir heute den Verfall von Bundeswehreigentum gezeigt, im unmittelbaren Umfeld der Führungsakademie. Einst eine angesehene Institution der Bundeswehr, die inzwischen ihre Aktivitäten erheblich zurückgefahren hat, vermutlich, weil sie den politischen Spitzen im Verteidigungsministerium nicht so wichtig war. Vielleicht auch, weil sie unerwünschte Standpunkte bei den Offizieren produziert hat. Ich lasse es offen. Drum herum ist Leerstand, weil keine Offiziere mehr kommen.

Gleichzeitig ist Reisesaison bei der Bahn und die junge Leute machen ausgiebig davon Gebrauch. Meist Deutsche mit und ohne Kind, in der Regel unter Dreißig, touren durch Deutschland. Weich, freundlich und kompatibel schlängeln sie sich durch volle Wagons, kein böses Wort. „Tim, magst Du mir den Rucksack an die Tür bringen“, ruft eine junge Frau von der Tür, obwohl Tim mitten im Wagon mit zwei riesigen Backpacks steht und vor ihm zehn Leute, die auch aussteigen wollen. Der junge Mann schüttelt bedauernd den Kopf. Er trägt lieber zwei große Gepäckstücke, wenn der Zug Halt gemacht hat, als sich durch ein Schlange zu drängeln. Seine Haare sind etwas zu lang, der Bart sprießt ihm unordentlich im Gesicht, das äußerst gutmütig dreinschaut. „Alles gut“, ruft er. Ein Spruch, den inzwischen jeder in der Schlange versteht. Er steht für Harmonie und bloß keinen Streit.

Man fragt sich, wie diese Generation, die im Zweifel die Realität außerhalb ihres Handys kaum aushält, eine militärische Krise meisten soll?

Das sind Prototypen junger Menschen unter dreißig, vielleicht sogar unter vierzig. Verbale Auseinandersetzungen werden vermieden, körperliche liegen weit außerhalb der eigenen Vorstellungswelt. Generation Softie, die Polarität der Geschlechter wird abgeschafft. Lediglich der Bart signalisiert noch Männlichkeit. Gleichzeitig ist das die Generation Nummer Eins nach Abschaffung der Wehrpflicht.

Ich frage mich angesichts des offensichtlichen Verfalls der Bundeswehr unter jahrelanger, weiblicher Führung, wie überhaupt in dieser Gesellschaft eine „Zeitenwende“ geschafft werden soll. Eine Wende also hin zu einer wehrhaften Gesellschaft, die die offensichtlichen Bedrohungen durch aggressive Diktaturen aus dem Osten in irgendeiner Form abwehren kann. Ich sehe nicht, wer im Falle eines Angriffs der Russen für unser Land kämpfen soll. Hier in diesem Intercityexpress gibt es mit Sicherheit keinen Einzigen, der dazu in der Lage wäre. Niemand aus der „Alles gut-Generation“ ist in der Lage ein Sturmgewehr zu bedienen.

Wir werden viele Raketen brauchen, weil wir keine kampffähigen Soldaten haben, die gegen ein Millionenheer aus Putins Reich standhalten würden. Die Wehrpflicht bleibt derweil ausgesetzt. Das Problem soll mit großen Geldsummen bewältigt werden. Da darf man Zweifel haben.

Wer also soll unser Land verteidigen, wenn die Bundeswehr faktisch am Boden liegt, die Wehrpflicht ausgesetzt bleibt und die Führung unserer Armee mit politischen Maulkörben herumläuft? Die vielen jungen Männer aus dem arabischen Kulturkreis vielleicht? Vielleicht die vielen türkischstämmigen Männer? Ja, ein paar davon sind tatsächlich bei der Bundeswehr, aber die meisten empfinden weder Patriotismus noch haben sie die Absicht, ihr Leben einzusetzen, um Land und Demokratie zu verteidigen. Sie sind mit unserem Land eher schwach identifiziert, insbesondere dann, wenn die sozialen Wohltaten ausbleiben würden.

Wer verteidigt unser Land? Die Frauen? Es ist ihnen gelungen unsere Gesellschaft zu verweiblichen, aber Putins Soldaten werden sie wohl kaum verweiblichen. Bleibt also nur, auf die USA zu hoffen. Wenn die uns nicht helfen, werden die Russen, sofern sie durch das widerständige Polen kommen, Deutschland im Handstreich einnehmen.

Stellen wir uns also vor, wir wären, vergleichbar der Ukraine, aber ohne denselben Kampfeswillen, von den Russen besetzt, die hier ihre Diktatur errichten. Welches Ausmaß des zivilen Widerstandes wäre dann zu erwarten? Wer würde zivilen Widerstand leisten? Die Softies, die an eine friedliche Karriere denken, ihre Frauen, die auf Teilung der Familienarbeit bestehen, doch wohl kaum. Die vielen muslimischen jungen Männer? Ganz sicher nicht. Bei ihnen ist es Tradition, sich mit Diktaturen, als der Macht des Stärkeren, zu arrangieren. Wer also würde zivilen Widerstand gegen die Russen leisten, wenn wir erst einmal besetzt wären? Fridays for Future?, die Klimakleber?, linke Politiker?

Wer?

Ich weiß es nicht. Wir sind eine wehrlose Gesellschaft. Unsere junge Generation ist nicht in der Lage für unser Land zu kämpfen, auch nicht mit harten Bandagen für Freiheit und Demokratie, die Zugewanderten dürften keinen Finger für unsere Demokratie und unser Land krumm machen. Die Armee ist mental und materiell ruiniert und hat keinen Kampfeswillen mehr. Die Bundeswehr zerfällt, ob mit oder ohne Geldspritzen.

Wir sind eine wehrlose Gesellschaft und werden uns nicht verteidigen können. Putin hat Recht mit dem degenerierten Westen, der ihm irgendwann wie eine reife Frucht in den Schoß fallen wird. Er ist einfach nur zu früh dran, weil es in Osteuropa eben noch wehrhafte Gesellschaften gibt, die sich mit allen Mitteln gegen Russland verteidigen werden. Man kann nur hoffen, dass sie uns die Russen im Ernstfall vom Hals halten. Denn wir sind nicht in der Lage uns zu wehren!

spaulsen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.