Die linke Szene in Deutschland – verrückt, entkernt und totalitär

Sönke Paulsen, Berlin

Es musste so kommen. In einer Zeit, in der Europa im Krieg mit dem ehemaligen Kernland der Sowjetunion liegt, weil es gegen die freie Welt zu Felde zieht, fehlt den Linksintellektuellen der klammheimliche Partner im Kampf gegen den Kapitalismus.

Aus Russland ist ein Gangsterstaat geworden. Wer sich dort blicken lässt, setzt sich auch bei vielen Linksdenkenden dem Verdacht aus, nicht mehr alle Tassen im Schrank zu haben.

Aber das ist eigentlich nur noch ein Symptom.

Im Kern ist die linke Bewegung orientierungslos und weiß nicht, was am Kapitalismus in der heutigen Zeit noch bekämpft werden kann. Klima? Natürlich! Ausbeutung schwacher Länder? Macht die chinesische Kommunistische Partei inzwischen effektiver. Globale Menschenrechte? Wirbt jeder international agierende Konzern dafür. Digitalisierung und digitale Massenüberwachung? Erweist sich als erfolgreich bei der Bekämpfung der „rechten Pest“.

Also wogegen soll ein Linker heute sein, außer gegen rechts?

Das Syndrom der geistigen Entkernung ist vollkommen unverkennbar. Es besteht darin, dass nur noch der Rückschritt, rückwärtsgewandte Weltanschauungen, konservative Positionen, also Gegentrends zur Digitalisierung und zu einer internationalisierten Welt bekämpft werden, obwohl diese Revolution des digitalen Kapitalismus alles andere als sozialistisch ist. Es ist eben nicht die permanente Revolution Trotzkis, sondern die von Gates, Zuckerberg und Musk. Knallharte Kapitalisten neuen Stils.

Besonders die Intellektuellen fallen in dieser Welt hinten runter!

Es gibt zu viele Geisteswissenschaftler. Wovon sollen sie leben? Der Markt ist voll, man betätigt sich in finanziell prekären Projekten oder lebt gleich von der Stütze. Schriftsteller verkaufen kaum noch Bücher, Verlage kuschen vor einer moralisierenden Öffentlichkeit und schränken ihre geistigen Räume massiv ein, Philosophen leben ohnehin prekär und meist unbeachtet, es sei denn sie bekommen eine eigene Fernsehsendung. Der Rest wird, mehr oder weniger, staatlich über Wasser gehalten. Auch ein Art den Sozialismus zu leben. Wenigstens muss man nicht mehr hart arbeiten, dafür aber ist man gesellschaftlich nichts mehr Wert.

Da kann man schon mal abdriften und sogar verrückt werden. Der Genderwahnsinn und der Wokismus sind Beispiele, wie der linke Wunsch nach Gleichheit und Gerechtigkeit in verbaler Spitzfindigkeit (Gender) und Paranoia (Wokeness) untergegangen ist. Der Kapitalismus macht so weiter, wie bisher. Es gibt Arme und Reiche und die Schere geht immer weiter auf.

Der zunehmend aggressive Linksextremismus wundert dann nicht mehr. Der Hang zum Totalitarismus, dem Extremisten aller politischen Richtungen verfallen, auch die Rechten und die Islamisten und die Diktaturen, auch die Atom-Gangster im Kreml, ist Ausdruck eines geschlossenen Weltbildes, in das keine Antithesen mehr eindringen dürfen. Deshalb wird man totalitär!

Letztlich eine Form von Verrücktheit. Denn unsere Welt besteht in Wahrheit aus Gegensätzen und geschlossene Weltbilder werden automatisch durch die Realität angegriffen und überholt.

Noch ein Problem der Linken, die sich jahrzehntelang in einem geschlossenen Weltbild bewegt haben, das sich nur noch mit massiver Manipulation irgendwie aufrechterhalten lässt. Der Rest der Welt tickt anders.

Viele Linke spüren die Aussichtslosigkeit ihres Weltbildes und sind massiv frustriert. Spätestens seit sie von ihrer Friedensbewegtheit Abschied nehmen mussten, um Panzer in die Ukraine schicken zu können. Die Panzerrohre Putins und seine Raketen sind schließlich nach Westen gerichtet.

Wer es sich leisten kann und im Wohlstand lebt, flüchtet sich in die Welt des „Wahren, Guten und Schönen“, ein Phänomen, das die bürgerliche Gesellschaft gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts kennzeichnete. „Belle-Epoque“.

Viele Linke haben sich mühsam ein kleines Einkommen im Rahmen von journalistischer Tätigkeit geschaffen. Sie sind Schreiberlinge des linken Zeitgeistes, von dem sie „keinen Millimeter nach rechts“ abweichen dürfen, wenn sie ihre Existenz nicht gefährden wollen.

Herbert Grönemeyer, der linke Emotionalist, der zunehmend demagogisch daher kommt, drückt es auch so aus. „Keinen Millimeter nach rechts“ „notfalls diktieren wir“. Auf Twitter bekommt er inzwischen Kommentare, dass er nach 1945 klingt. Nach totalem Krieg im Sportpalast.

Wir leben in einer Zeit geistiger Orientierungslosigkeit, in der wirkliches Denken, echte Intellektualität, genauso beliebt ist, wie bei den Nazis.

Die Linken in Deutschland haben so gesehen die Rollen getauscht, ohne es zu merken.

spaulsen

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